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1. Theil 1 - S. 291

1880 - Stuttgart : Heitz
Drusus in Deutschland. Tiberius. 291 bestehen, um die Verwirrung zu vermeiden, die aus einer Abänderung entstehen würde. Eine andere für uns Deutsche hochwichtige Begebenheit unter diesem Kaiser ist die Niederlage der Römer durch den Deutschen Armin oder Hermann im neunten Jahre nach Christus Geburt. Als Angustus Kaiser wurde, gehörte von Deutschland noch nichts den Römern. Die Alpen wurden noch von wilden und tapferen Völkern bewohnt, und auf der andern Seite machte der Rhein die Grenze. Die Römer kannten auch von dem rauhen, waldbedeckten Lande nichts weiter, als was Kaufleute, die wohl hier und da durchreiften, davon erzählten. Endlich wurden einige dieser römischen Handelsleute von den Deutschen erschlagen, und nun begann der Krieg. Hätten die Bewohner der rhätischen und norischen Alpen (vom Bodensee bis gegen Wien hin) zusammengehalten, so wären die Römer wohl nie nach Deutschland gekommen; aber es war keine Einigkeit unter ihnen und so wurden sie von den Stiefsöhnen des Angustus, Tiberius und Drusus, nach den hartnäckigsten Kämpfen einzeln bezwungen und größtenteils ausgerottet. Nun drangen die Römer bis an die Donau vor; aber hier starrten ihnen so dichte, schwarze Wälder entgegen, daß sie lieber von einer andern Seite das Eindringen versuchen wollten. August schickte dazu seinen Stiefsohn Drusus nach Gallien; von den jetzigen Niederlanden aus sollte er versuchen, in die deutschen Waldungen einzudringen. Drei Mal ging er über den Rhein, aber jedes Mal ohne sonderlichen Erfolg; denn wenn er kam, so wichen die Deutschen auf beiden Seilen des Weges in die Wälder zurück und ließen die Römer walten bis zum Herbst. Dann mußten diese von selbst wieder nach Gallien zurück, weil sie in dem uuwirthbaren Lande weder Städte zum wohnen, noch Lebensrnittel genug fanden. Dies war der Augenblick, auf den die Deutschen sehnlichst gewartet hatten. Jetzt brachen sie aus den Wäldern hervor, fielen über die erschrockenen und abgematteten Römer her, erschlugen ihrer viele und verfolgten die übrigen bis an den Rhein. So ging es drei Jahre hintereinander, so klug auch Drusus sonst seine Sachen anlegte. Bei dem dritten Feldzuge kam er wirklich bis in die Gegend, wo die Saale in die Elbe fließt. Jetzt wollte er auch über die Elbe setzen, aber hier wendete sich sein Glück. Er wurde von den Deutschen, die ihn jenseits erwarteten, zurückgeschlagen, der kalte Winter erstarrte das Land, und als er einst einsam und nachdenkend am Ufer stand, trat ein Weib von übermenschlicher Größe, eine

2. Theil 1 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Alte Geschichte. 4. Periode. Römer. Wahrsagerin, zu ihm und sprach; „Bis wie weit dringst du noch vorwärts. Unersättlicher? Nicht dir ist das Land alles bestimmt. Eile hinweg; denn dein, deiner Thaten und Tage Ziel steht dir nahe bevor!" — Drusus entsetzte sich vor der unerwarteten Erscheinung ; denn in Rom herrschte, wie wir schon bei der Geschichte mit des Brutus Gespenst gesehen haben, ein großer Aberglaube. Er kehrte gleich um, und nun bemerkte man lauter Unglückszeichen. Man hörte Wölfe um das Lager heulen, es ertönten Weiberwehklagen, und als Drusus nach dem Rheine zueilte, stürzte unter ihm sein Pferd; er zerschmetterte sich den Schenkel und starb, erst 30 Jahre alt. Nun schickte August seinen andern Stiefsohn, den Tiberius, einen tückischen Menschen. Der ging gleich listiger zu Werke, als der ehrliche Drusus. Er stiftete Uneinigkeit unter den Völkern am Rheine, lockte ihre Fürsten zu sich, nahm sie gefangen — auch Augustus war an diesem heimtückischen Streiche nicht unschuldig — und fiel nun über die führerlosen Völker her, von denen 40,000 nach Gallien verpflanzt wurden. Welch bitterer Haß gegen die treulosen Römer mußte dadurch in den Herzen der Deutschen erzeugt werden! Die gefangenen Fürsten brachten sich sämmtlich ums Leben; sie wollten lieber sterben, als die Sklaverei ertragen und das theure Vaterland missen. Indessen hatte Tiberius seine Absicht erreicht; alles Land zwischen Rhein und Weser wurde von den Römern besetzt, Landstraßen wurden durch die Wälder angelegt, feste Lager für die Soldaten errichtet und römische Gesetze und Sprache eingeführt. Und damit ja nicht die deutschen Stämme, die hier wohnten, sich empörten, las man die edelsten Jüyglinge aus, führte sie als Geißel nach Rom und nnterichtete sie dort in römischer Sitte, damit durch sie nachmals die deutschen Stämme entdeutscht werden möchten. Ein solcher deutscher Jüngling war auch Armin — so nennen ihn die Römer — oder Hermann, wie die Deutschen ihn nennen. Er war der Sohn eines Cheruskersürsten, Sigimer, von schönem, kräftigem Wüchse, schnellem Blicke, heftig, klugen Rathes und keine Gefahr scheuend. In Rom hatte ihn Augustus geehrt, ihn zum römischen Ritter ernannt und ihm die Führung eines Haufens deutscher Miethsoldaten anvertraut. Dadurch hatte Armin den Krieg, aber auch die Sitteulosigkeit der Römer und den Verfall der römischen Soldaten kennen gelernt, und heiße Sehnsucht trieb ihn nach dem theuern Vaterlande zurück. Da lernte er die Tochter

3. Theil 1 - S. 293

1880 - Stuttgart : Heitz
Armin. Varus. 293 eines Heerführers der Cherusker, des Segest, die schöne Thusnelda, kennen. Er warb um sie. Aber Segest haßte ihn, weil er selbst den Römern zugethan war, Armin aber seinen Römerhaß bei jeder Gelegenheit kuudthat. Er verweigerte ihm also die Tochter. Armin aber entführte sie. Bald sammelten sich um ihn mehrere gleichgesinnte Jünglinge; mit ihnen entwarf er einen Plan, die Römer in Deutschland zu vertilgen. Damals stand an der Spitze der römischen Legionen, welche die Gegenden des heutigen West-phalens besetzt hielten, Qninctilius Varus, ein sehr geiziger und wenig umsichtiger Mann. Er ließ sich von dem schlauen Armin und den Mitverschworenen bethören, die sich geduldig in die römischen Richtersprüche fügten, so tief erbittert auch ihr Gemüth war bei dem Anblicke der Ruthenbündel und der aus ihnen hervorragenden Beile, die der römische Feldherr vor sich hertragen ließ zum Zeichen seines Rechtes, die Deutschen körperlich zu züchtigen und gar am Leben zu strafen. Oft wurde Varus von dem römischgesinnten Segest gewarnt; aber er hielt die Deutschen für viel zu roh, um einen entworfenen Plan lange verbergen zu können. Endlich war der Anschlag reif (9 nach Chr.). Auf Armins Veranstalten empörten sich einige Stämme in den Gauen an der Ems, um den Varus, der an der Lippe sein Standlager hatte, mehr in das Land hineinzuziehen. Die List gelang; Varus ahnte nichts. Er brach auf, den Aufruhr zu dämpfen, und kam so in die Gegend des heutigen Herford und Detmold, wo der Teutoburger Wald das Land bedeckt. Noch einmal warnte ihn Segest; noch am Abend vor dem Ausbruche der Verschwörung klagte er seinen Eidam an. „Hüte dich vor Armin!" sprach er; „er ist mit den Empörern einverstanden. Noch ist es Zeit; nimm ihn fest; die Zukunft wird die Schuld und Unschuld eines Jeden entschleiern!" Er erbot sich, mit ihm zugleich sich in Ketten legen zu lassen. Vergebens!" Varus schalt ihn, daß er gegen den unschuldigen Armin immer so gehässig gesinnt sei; die Vorsehung blendete seine Augen, daß er den Abgrund nicht sah, der sich vor ihm schon öffnete. Armin und die andern Fürsten nahmen nun Abschied; sie würden bald wiederkommen, sagten sie, mit ihren Hülssvölkern. Und nun flog eilends der Freiheitsruf durch die Gauen. Von der Elbe bis zum Rheine standen die Deutschen auf und eilten zur Vertilgung der verhaßten Ausländer herbei. Die einzeln zurückgebliebenen Römer wurden geschlagen und Armin eilte auf kürzeren Wegen, die Legionen des Varus zu erreichen.

4. Theil 1 - S. 294

1880 - Stuttgart : Heitz
294 Alte Geschichte. 4. Periode. Römer. Dieser aber ahnete immer noch nichts. Der Teutoburger Wald hatte ihn bereits aufgenommen; durch das Dickicht des Waldes zogen Soldaten, Packpferde, Troßbuben, Weiber und Kinder, wie tief im Frieden, in Unordnung durcheinander. Der Boden war uneben; sie zogen in engen Thälern, überall von dichtbewachsenen Bergen umgeben; der Weg war morastig; sie mußten Brücken bauen, Dämme schlagen, Bäume umhauen und Wege ebenen. Jetzt fiel ein fürchterliches Wetter ein. Der Sturm erhob sich und rauschte gräulich in den hochwipfeligen Bäumen; der Platzregen schlug nieder, Bäume krachten bei den Stößen des Windes und stürzten um, und die Tritte der Menschen und Pferde glitten aus. Nirgends war ein wirthliches Obdach, die Wegweiser waren entlaufen, Keiner wußte, wo aus und wo ein. In dieser großen Noth, dicht vom schauerlichen Walde umgeben, erschien plötzlich Armin und seine Genossen auf den rings umgebenden Höhen und schleuderten. Steine und Pfeile auf die ängstlich einherziehenden Römer herab. Aus jedem Dickicht funkelten diesen die blitzenden Augen der rachedurstenden Deutschen entgegen. Varus suchte vergebens die Soldaten zu ordnen. Der Weg war zu schmal, der Boden zu schlüpfrig, Menschen und Pferde stürzten übereinander. Endlich erreichten sie eine waldige Anhöhe, wo sie ein Lager aufschlagen konnten; sie versahen es in der Eile mit einem Graben, um doch die Nacht, vielleicht die letzte, ruhen zu können. So erwarteten sie sehnlichst den Tag. In geschlossenen Reihen zogen sie weiter, eine Zeitlang durch offenes Land, wo die Deutschen nicht anzugreifen wagten und nur in der Ferne drohend folgten. Aber bald fing der Wald wieder an, und mit ihm erschienen auch wieder die wilden Gestalten der Deutschen, die unaufhörliche Anfälle machten. Immer noch brauste der Sturm, immer noch goß der Regen herab und immer dünner schon wurden die Reihen der Römer. Noch einmal erbarmte sich die Nacht der Ermüdeten; sie bargen sich in einem halbverschanzten Lager und sahen jeden Augenblick einem nächtlichen Anfalle der Deutschen entgegen, deren widriges Kriegsgeheul ihnen schrecklich herübertönte. Der dritte Tag brach an, und mit ihm wuchs die Noth. Die Deutschen der entfernteren Gaue waren eingetroffen und immer heftiger wurde der Andrang. Von allen Seiten wurde den Römern der Weg versperrt, der Sturm heulte in den krachenden Wipfeln, Pfeile und Wurfspieße waren durch den Regen unbrauchbar geworden und triefend hingen die Schilder am Arme. Die Deutschen

5. Theil 1 - S. 295

1880 - Stuttgart : Heitz
Hermannsschlacht. 295 dagegen ertrugen wohlgemuth des Wetters Ungestüm. Ihre abgehärteten Körper achteten dessen nicht, Siegeslust ließ die Beschwerden vergessen, und Armin, die Seele von Allem, ordnete die stürmenden (Schaareit und sprach den Streitenden Muth zu. Jetzt brachen sie von allen Seiten ein, dahin, wo Varus stand; er verzweifelte zu entrinnen, sah den entsetzlichen Andrang und stürzte sich lebensmüde in sein eigenes Schwert. Nun fiel Allen der Muth, jede Ordnung löste sich auf; die römischen Adler, die statt der Fahne das Sammlungszeichen waren, wurden genommen. Da bemächtigte sich Verzweiflung aller Gemüther. Einige folgten dem Beispiele ihres Heerführers, andere warfen die Waffen von sich und ließen sich wie Schlachtthiere würgen. Nur sehr wenigen gelang es, halb durch ein Wunder, über den Rhein zu entkommen. Niedergestürzt wurden Roß und Mann und die Gefangenen in der Siegeswuth von den Deutschen in Gruben geworfen oder an Bäume geknüpft, oder, wenn es Anführer waren, in den Hainen auf den Altären den Göttern geschlachtet. Am fürchterlichsten aber ließ sich der Rachedurst an den römischen Sachwaltern aus, die vor Gericht oft Recht in Unrecht verkehrt hatten. Die Deutschen stachen ihnen die Augen aus, hieben die Hände ab, und ein Deutscher riß einem solchen die Zunge heraus, stopfte ihm den Mund zu und rief: „Nun höre auf zu zischen, du Natter!" Kein Mann wäre entkommen, hätten nicht die Deutschen zu früh die Beute geplündert;*) aber die Wenigen, die ins dicke Gehölz entkamen, langten erst spät, nach unendlichen Gefahren und mit hohlen Augen, aus denen Hunger und Elend sprachen, in Italien an und verkündigten die entsetzliche Niederlage in Rom. Hier war die ganze Stadt in Jammer und Verzweiflung. Viele beklagten ihre Sohne, die Weiber ihre Männer; schon sah man in Gedanken die rachedurstigen Deutschen über den Rhein setzen, die Alpen überschreiten und auf Rom anrücken, und Augustus lief, wie außer sich im Zimmer urn- *) Es möge hier der merkwürdige Fund erwähnt sein, Den im Dctober 1868 preußische Soldaten machten, welche auf einem Schießstande in der Nähe von Hildesheim mit Graben beschäftigt waren. In einer Tiefe von 9 Fuß entdeckten sie einen Schatz: Vasen, Schalen, Becher, Kandelaber u. a. m., im Ganzen einige fünfzig Stück, alles von Silber und mit kunstreichen Darstellungen aus dem Gebiete der Mythologie verziert. Nach der Meinung der Kenner sind die Gefäße römischen Ursprungs und können gar wohl das Tafelservice eines vornehmen Römers aus der ersten Kaiserzeit gewesen sein; vielleicht die Beutestücke eines deutschen Heerführers in jenem Befreiungskämpfe.

6. Theil 1 - S. 296

1880 - Stuttgart : Heitz
296 Alte Geschichte. 4. Periode. Römer. her, stieß im wilden Grame den Kopf gegen die Wände und rief: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Er ließ vor Kummer Haar und Bart wachsen und gelobte dem Jupiter große Feste, wenn er der Noth sich erbarmen wolle. Geschwind wurde Tiberius mit einem Heere nach dem Rheine gesandt, um den Andrang der Deutschen aufzuhalten. Aber wie wunderte sich dieser, als er da Alles ruhig fand. Die Deutschen wollten nichts erobern, sondern waren zufrieden, ihr Land von fremder Willkür befreit zu haben. Diesem Siege des Armin verdanken wir, daß wir Deutsche sind, deutsche Sitten, deutschen Sinn und deutsche Sprache haben. Hätten die Römer die Herrschaft über Deutschland behalten, so wären wir ein so gemischtes Volk wie Franzosen, Spanier und Italiener, und eben so würde unsere Sprache dann ein Gemisch der lateinischen und der einheimischen Mundart sein. Armin hatte späterhin das Unglück, seine Gattin Thusnelda zu verlieren. Segest hatte seine Tochter ihrem Manne mit Gewalt wieder entrissen. Armin belagerte die Burg seines Schwiegervaters. Als aber G ermanicus, des Drusus Sohn, einen Einfall in Deutschland unternahm, rief Segest die Hülfe der Römer an. Germanicus befreite den Belagerten, der sich ihm nun mit seiner Tochter und seinen Anhängern übergab. Nun war Thusnelda eine Gefangene der Römer. Was mußte das arme Weib empfinden, in den Händen des Volks zu sein, das sie und ihr Mann so tief haßten! Ohne Thränen starrte ihr Auge zur Erde; der Einzige, der sie retten konnte, war entfernt. Germanicus führte sie fort über den Rhein. Als Armin das Schicksal seines Weibes erfuhr, gab er sich seinem Schmerze ganz hin. Er durchrannte das Land der Cherusker. „Zu den Waffen!" rief er, „zu den Waffen! O des trefflichen Vaters, der sein eigenes Kind verräth! O des großen Feldherrn, der gegen schwache Weiber Krieg führt! Darum also mußte er mit einem mächtigen Heere herbeiziehen, um ein wehrloses Weib zu fangen? Erhebt euch, ihr Cherusker, in eurer Stärke, und folgt mir, dem Feldherrn des Ruhms und der Freiheit!" Wohl wurden die Römer abermals aus Deutschland hinausgeworfen, aber Thusnelda blieb gefangen. Als Germanicus in Rom im Triumph einzog, wurde auch sie mit ihrem noch nicht dreijährigen Knaben vor dem Wagen des Siegers unter den übrigen Gefangenen aufgeführt. Keiner zog so wie sie die Blicke aller Zuschauer auf sich, unter denen auch ihr Vater Segest zu stehen sich

7. Theil 1 - S. 297

1880 - Stuttgart : Heitz
Hermannsschlacht. Germaniens. Thusnelda. 297 nicht entblödete. Thusnelda und ihr Sohn Thumelicus haben ihr Leben in der Gefangenschaft beendet.*) Auch Armin hat nicht lange mehr gelebt; er soll von seinen eigenen undankbaren Landsleuten ermordet worden sein, weil er sich zu große Herrschaft angemaßt habe. Doch ruht über der ganzen Sache ein tiefes Dunkel. **) Der Schmerz des Augustus über die Niederlage des Varus war nur ein Beitrag zu dem vielen Kummer, den er in seiner eigenen Familie erlebte. Er hatte als zweite Frau die Gattin eines vornehmen Römers, die Livia, geheirathet, mit der ein rechter Unglücksdämon in sein Hans gekommen war. Um diese Heirath ausführen zu können, mußte sich Livia von ihrem Manne trennen und August verstieß seine erste Frau, Scribonia, die älter als er war und die er nicht liebte, weil sie sich stets ernst und verdrießlich zeigte. Livia war eine lasterhafte, herrschsüchtige Frau, die zwar vielleicht nicht so schlecht war, wie man sie nachher geschildert hat, aber doch gewiß ruchlos genug, um das Leben eines Mannes recht zu verbittern. Sie hatte ihm zwei Söhne zugebracht, die schon erwähnten Tiberius und Drusus, von denen der ältere, der Liebling seiner Mutter, dem August vielen Aerger machte. Dessen einzige Freude war seine Tochter Julia, aus seiner ersten Ehe. Außer ihr hatte er kein Kind. Sie wuchs heran, zeigte einen muntern Geist und war von hoher Anmuth. Außer ihr hatte er Niemand so lieb, wie den jungen Mar5ellus, den Sohn der trefflichen Octavia aus ihrer ersten Ehe mit Marcellus. Auf dem jungen Manne ruhte der Geist seiner Mutter, die ihn mit treuer Sorgfalt erzogen hatte und ihn über Alles liebte. Wirklich verdiente er auch die allgemeine Liebe, in der er stand. August gedachte, ihm einmal nach seinem Tode die Nachfolge zu verschaffen, und das ganze Volk sah mit vollem Vertrauen *) Ueber das Schicksal des Thumelicus hat sich die Nachricht erhalten, daß er in Ravenna aufgewachsen sei und ein unglückliches schmachvolles Lebensgeschick erfahren habe. Man hat daraus vermuthet, daß er zum Fechter (Gladiator) erzogen worden sei. (Der Fechter von Ravenna). **) Auf dem Teutberge oder der Grotenburg bei Detmold ist dem Befreier Deutschlands ein großartiges Standbild, das Hermannsdenkmal, errichtet und im August 1875 feierlich eingeweiht worden. Auf einem 90 Fuß hohen «Unterbau erhebt sich das 42 Fuß hohe Bild des Helden, in der rechten Hand das erhobene Schwert, die linke auf den Schild gestützt, zu den Füßen Ruthenbündel und Beile, die Zeichen der überwundenen Römerherrschaft.

8. Theil 1 - S. 321

1880 - Stuttgart : Heitz
Vespasian. 321 47. Vespasian, 69—79. - Mus, 79-81. — Jerusalems Zerstörung, 70. — Herculanum und Pompeji, 79. Bei der Geschichte der folgenden Kaiser können wir uns kürzer fassen. Mit Nero war der Stamm des Angnstus ausgestorben, und nun bestimmten die Prätorianer allein, wer hinfort Kaiser sein sollte. Bald wählten sie ihren General, bald denjenigen, der ihnen die größten Geschenke bot; einmal wurde die Kaiserwürde förmlich dem Meistbietenden zugeschlagen. Wurden ihnen nachher die Versprechungen nicht gehalten, so ermordeten sie den neuen Kaiser und setzten einen andern auf den Thron. Wenige nur starben eines natürlichen Todes, und die meisten waren ein wahrer Fluch für ihr Volk, indem sie die kurze Zeit ihrer Regierung Alles thaten, was ihnen gelüstete, und nur dazu Kaiser geworden zu sein schienen, um recht zu genießen. Doch ist nicht zu verschweigen, daß Rom auch noch einige recht brave Kaiser gehabt hat, deren Namen geehrt werden müssen/ während man die andern gern der Vergessenheit übergiebt. Gleich die drei nächsten Kaiser nach' Nero (Galba, Otho, Vitellius) starben eines grausamen Todes und regierten zusammen nur anderthalb Jahre. Nun folgte (69—79) ein recht wackerer Kaiser, Vespasian, der bisher General gewesen war und Jerusalem belagert hatte. Er gab gute Verordnungen, hob die Majestätsgerichte auf, gab dem Senate seine Macht zurück, lebte selbst sehr sparsam, ließ die zerstörten Tempel und Denkmäler wieder herstellen, stellte Zucht und Ordnung wieder her und wurde daher von den Römern mit Recht herzlich geliebt. Nur möchten wir ihn tadeln, daß er den standhaften Sabiuus und dessen edle Frau, Epp o ui na, hinrichten ließ. Sabinus war ein Gallier und Anführer eines Corps gallischer Miethstruppeu im römischen Heere. Als die Bataver in den jetzigen Niederlanden unter Civilis gegen die Römer aufgestanden waren, schlugen sich die meistert Mieths-soldaten der Römer am Rhein zu ihnen, ein gefährlicher Aufstand, der die Römer mit dem Verluste ganz Galliens bedrohte, aber endlich unterdrückt wurde. Auch Sabinus war mit seinen Galliern dazugetreten und hatte in eitlem Stolze gehofft, Herrscher des neuen gallischen Reiches zu werden. Aus Furcht vor Strafe wollte er schon nach Deutschland fliehen; da fiel ihm seine junge, Frau, die Epponina, ein, die er unmöglich verlassen konnte. Er machte also Weltgeschichte für Töchter. I. 16. Jtuft. 21

9. Theil 1 - S. 309

1880 - Stuttgart : Heitz
Caligula. Claudius. 309 in den Grund bohren, und die, welche sich aus dem Wasser auf andere Schiffe retten wollten, mit Stangen wieder ins Wasser stoßen. Am folgenden Tage wurde die kostbare Brücke, bei der sein ganzer Schatz daraus gegangen war, wieder eingerissen. Damit man doch auch von ihm sagen könnte, er wäre zu Felde gewesen, zog er gegen die Deutschen und Briten ohne Grund aus. Als er an den Rhein kam, ließ er einige Deutsche, die unter seiner Leibwache dienten, über den Fluß gehen und sich in ein Gebüsch verstecken. Nun brachte man ihm die Nachricht, der Feind sei im Anmarsch. Mit wuthblitzenden Augen sprang er sogleich auf, legte Panzer und Waffen an, setzte sich mit großem Geräusch in Bewegung, ging mit weniger Begleitung über den Rhein, stürzte auf das Gebüsch los und nahm die Deutschen gefangen. Dann wurden zur Verewigung der Heldenthat Siegeszeichen aufgerichtet. — Noch lächerlicher beinahe war der Feldzug gegen die Briten, die alten Einwohner des heutigen Englands. Er ging nicht etwa hinüber nach Britannien, sondern stellte sein ganzes Heer längs der Küste von Frankreich auf, stieg dann in ein Schiff, fuhr ein Stück ins Meer hinein und kehrte wieder um. Dann ließ er mit allen Trompeten wie zum Angriffe blasen und eommandirte, daß jeder Soldat — Muscheln auflesen sollte. „Seht!" setzte er hinzu, „das ist ein kostbarer Tribut, den uns das Meer senden muß, und der verdient, im Capitolium niedergelegt zu werden." Von diesen Tollheiten ließe sich noch viel, erzählen; doch schon aus dem Angeführten kann man sehen, wie er war. Vier Jahre hat dieser verrückte Unmensch das Reich beherrscht, da wurde er von einem Omzier der Prätorianer (Eassius Chärea) mit Hülfe mehrerer Mitverschworenen ermordet, als er eben aus dem Amphitheater zurückkehrte. Daß Niemand ihn beklagte, versteht sich von selbst. 45. Claudius. 41—54. Als die eben versammelten Senatoren von der Ermordung des Caligula hörten, athmeten alle wieder frei auf, und der Senat beschloß, keinen Kaifer' wieder anzunehmen, sondern lieber die alte Republik einzuführen. Anders dachten die gefürchteten Prätorianer, die sich das Kaiserreich nicht nehmen lassen wollten. Der nächste Verwandte des Ermordeten war Claudius, des Drusus zweiter Sohn, also des Germaniens unähnlicher Bruder, den wollten sie

10. Theil 1 - S. 259

1880 - Stuttgart : Heitz
Cäsar und Ariovist. 259 hatte-, arbeitete er des Nachts an seinem Tagebuche, welches wir noch übrig haben, oder schrieb Briefe nach Rom, oder fertigte schriftliche Befehle aus. An ihm sah man recht, wie viel man zu thun vermag, wenn man nur jeden kleinen Zeittheil wahrnimmt; er hat fast noch einmal so viel gelebt als mancher Andere, der eben so alt wurde wie er. Von seinen vielen erfochtenen Siegen, seinen Gefahren und übrigen Thaten kann hier nicht umständlich die Rede sein; nur ein paar Vorfälle aus seinen neunjährigen gallischen Feldzügen. Gleich der erste Streit war zwischen ihm und Ariovist. Dieser Mann war ein deutscher Fürst aus dem jetzigen Schwaben, von hoher Gestalt und von nnbezwinglichem Muthe. Zwei Völkerschaften in Gallien hatten Streit gehabt und eine ihn zu Hülfe gerufen. Er war gekommen, hatte geholfen, aber das Land ihm so wohl gefallen, daß er nicht wieder abziehen gewollt, und neue aus Deutschland herbeigeströmte Schaaren gaben seinem Willen. Nachdruck. Jetzt riefen die Gallier den mächtigen Cäsar gegen den wilden Gast zu Hülse. Cäsar kam und ließ den deutschen Fürsten zur Unterredung fordern. Ariovist erwiederte: wenn er vom Cäsar etwas begehre, werde er zu ihm kommen: darum verlange er jetzt, daß Cäsar ihn aufsuche. Er wundere sich, was die Römer in dem Lande wollten, welches er sich erkämpft habe. Die Römer möchten sich in Acht nehmen vor den Deutschen, die vierzehn Jahre lang unter kein Dach gekommen wären. Indessen hatten die römischen Soldaten durch die Gallier über die Deutschen Nachrichten eingezogen, die ihnen allen Muth benahmen. Die Gallier erzählten von der ungeheuren Größe der Germanen, von ihrer unglaublichen Tapferkeit und Gewandtheit; es sei nicht möglich, den Anblick ihrer wildfunkelnden Augen zu ertragen. Da verbreitete sich Bangigkeit im römischen Heere; wer Urlaub bekommen konnte, schlich sich fort, und die nicht gingen, blieben nur, weil sie sich wegzugehen schämten. Alle schlichen mit gesenktem Blick umher und sprachen vom Tode; Manchem sah man Thränen im Auge, und im einsamen Zelte vertraute Einer dem Andern seine bangen Besorgnisse. Ueberall sah man Testamente machen, und Viele schwankten, ob sie gehorchen sollten, wenn zum Ausbruche geblasen würde. Da zeigte sich die Gewalt, die Cäsar über die Gemüther hatte. Er ließ sie zusammenkommen und sprach: „Wie? Ihr fürchtet euch? Ist das nicht derselbe Feind, den Marius angegriffen und besiegt hat? — Ich höre, ihr wollt dem Marschrufe nicht folgen. Gerade deswegen
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